Donnerstag, 8. Mai 2014

2. Mai. Odessa


"Vorwort"
Nach meinem Jahr in Odessa ist diese Stadt einfach immer noch wie meine 2 Heimat. Und so war ich froh dass ich vom 27.4. bis 3.5. wieder in die Ukraine reisen konnte... aber ich hätte Ereignisse, wie die am 2.Mai nicht erwartet.


2. Mai in Odessa


Aufgewacht, Gewitter. Regen. Schade, heute wohl keine Sonne am Morgen oder?
Es war es ein ganz normaler Tag, oder sagen wir fast, denn nach nur 5 Tagen in Odessa, war dieser Freitag mein letzter Urlaubstag dort.
5 ruhige schöne, frühsommerliche Tage in Odessa, meiner 2. Heimat lagen nun schon wieder hinter mir. Schade. Doch immer wieder dachte ich daran, wie man in Deutschland schon seit Wochen von kriegsähnlichen Zuständen in der Ukraine berichtete und wie ich in den letzten Tagen aber einfach nur ein fast entspanntes Odessa wieder gefunden habe, in dem die Menschen die Sonne im Park, in den Cafes und auf den Straßen genießen, sich ärgern über die Situation im Osten und doch aber einfach das Hier und Jetzt lebten.


Sollte ich mich darin etwa getäuscht haben?


Mittag.Endlich hatte ich meine Freunde davon überzeugt, mich für Souvenirkäufe und einem vorerst letzten Gang durch die Innenstadt zu begleiten. Es war der 2. Mai, die Sonne war nun doch raus gekommen, und in der Ukraine feierte man den Maifeiertag. Blau – Gelbe Fahnen schmückten die meisten Häuser – ach wie ich Odessa doch liebe.
Auf dem Weg, mit dem Gedanken nur daran, was ich alles noch kaufen möchte. Bloß nichts vergessen,... ab und an der wehmütige Gedanke – war die Woche echt wieder vorbei?Ach, im Sommer komme ich wieder.
Dann, endlich an der Kathedrale. Glockenspiel erklingt, sie läuten extra für dich, scherzt mein Freund. Je näher wir kommen, desto mehr Menschen sehen wir. Wow, ist das voll heut! Ein Mann in Armeejacke läuft schnellen Schrittes Richtung Toilette. Beim zweiten Blick sehe ich einen Schlagstock in seinen Händen. Wir verstehen nicht gleich, wen oder was die Menschen die auf dem Brunnenrand, am Straßenrand, oder einfach überall auf dem Platz mit ihren Handys filmen. Was ist denn zu sehen? Langsam kommen wir näher. Ukraine flaggen, und viele Menschen auf der Straße. Überall. Ach klar, Demos!!! Doch wir sehen nicht nur immer mehr was Sache ist, sondern wir hören nun auch. Rufe, für Odessa in der Ukraine. Machtparolen gegen Russland und Putin. Und ein immer länger werdender nach vorne laufender Strom Menschen. Dann Knalle. Die führenden im Demo Zug tragen Pyroleuchten. Und immer mehr fallen mir vermummte Menschen mit Schlagstöcken auf. Ich bekomme eine Gänsehaut. Was geht hier vor? Viele um uns scheinen sich das Selbe zu fragen. Wir weichen ein Stück zurück. Und dann teilt sich auf einmal der Menschenstrom, nach rechts, nach links. Die Tram und alle Taxis werden angehalten. Menschen. Schlagstöcke. Wieder ein Knall. Ein Mann kommt auf uns zu und berichtet von Kalaschnikow. Meint er das ernst? Sind das Schüsse? Es wird lauter. Alle weichen zurück. Der erste Krankenwagen wird gefüllt. Die Polizisten dringen vor. Es wird unübersichtlich. Bloß weg, sagen wir uns, wie viele andere auch. Wieder Schüsse.
Geschäfte rund um das Zentrum schließen. Menschen warnen sich gegenseitig, am Telefon, auf der Straße, überall heißt es: Geht nicht ins Zentrum! Keiner weiß was passieren wird. 
Nach einiger Zeit ist die Stadt erschreckend leer für einen Feiertag. Ein unheimliches Gefühl begleitet mich. Im Internet liest man von den ersten Toten. Krankenwagen hört man. Ist das der Krieg? Irgendwann dann ein Anruf von einem Freund: in der Stadt wurden Barrikaden errichtet. In der Nähe des Bahnhofs brennt ein Haus. Und immer wieder dieser Unterton: „Und keiner weiß was noch passieren wird“. Tatsächlich sehen wir dann Feuerwehren Richtung Bahnhof fahren. Und das, wo ich in einem Jahr Odessa fast noch nie Feuerweh in der Stadt gesehen hab.
Wir entschließen uns, den Abend zu Hause zu verbringen. Der Fernseher läuft den ganzen Abend. Gemeinsam mit meinen nigerianischen und ukrainischen Freunden sitzen wir immer wieder gebannt davor. Mir fehlen die Worte. Die Zahl der Toten steigt. Bilder von Geschehnissen, die fast vor der Tür stattfinden. Wie soll man sich da fühlen? Noch immer kommen mir Tränen, beim Gedanken daran. Angst um mich habe ich nicht. Viel mehr Angst um meine Freunde hier, und das mir so ans Herz gewachsene Land. Diese Nacht schlafen wir, obwohl ich am Morgen zurückfliege, fast gar nicht. Keiner weiß , was in der Nacht noch passieren wird und die Bilder von den Menschen mit Schusswaffen kommen immer wieder auf.


Was ist nur passiert an diesem Tag? Saß ich am Tag vorher noch mit Freunden zusammen und habe über die Ukraine, über die Unruhen, über die Welt geredet, schien es mir doch sehr fremd, dass am nächsten Tag genau dort Blut vergossen wird. 
Wie konnte es dazu kommen? War Odessa nicht immer als besonders tolerante, friedvolle Stadt bekannt, in die sich viele Touristen Jahr für Jahr vor dem grauen Alltag flüchteten? Zählte Odessa nicht immer zu den mehr unpolitischen Orten des Landes, in dem Pro Ukrainer und Pro Russen schon lange Zeit zusammen wohnten?
Doch die Zustände um und in der Ukraine haben terroristischen Mächten in der Stadt an diesem Tag all ihren Ärger, all ihren Unmut zum Ausdruck bringen lassen. Dabei wurden 46 Menschen getötet, über 200 Menschen verletzt, und eine ganze Stadt in einen Schockzustand versetzt. Die Frage was passieren wird ist noch immer ungeklärt. Die Angst, vor einer Wiederkehr der Gewalt steigt. 

Es ist traurig, was die Politik und die Unzufriedenheit mit den Menschen macht. Ich denke die meisten Menschen werden diesen 2. Mai in etwa genauso „normal“ begonnen haben wie ich. Vielleicht wollten manche Odessiten an diesem Tag Flagge zeigen. Und auch die Menschen im Ministerium haben das Haus am Morgen sicher wie jeden Tag verlassen. Kaum jemand hätte gedacht, dass dieser Tag so grausam enden wird. Familien wurden zerissen, Kinder haben einen Elternteil verloren. Andere Menschen wurden zu Mördern. Und immer wieder stellt sich mir die Frage nach dem WARUM?



Ich weiß, dass für viele Menschen die Ukraine sehr weit weg scheint. Und doch sollten wir vielleicht alle einmal daran denken, wie gut es uns hier im Frieden geht. Vielleicht nehmen wir uns einfach mal eine Minute und beten für einen baldigen Frieden. Auf der Welt.



Dienstag, 3. Dezember 2013

Comeback

Comeback



Seit nun etwa 3 Monaten bin ich wieder in Deutschland. Ich hatte mir immer wieder vorgenommen gehabt noch ein paar abschließende Worte (bezüglich meines Jahres) zu schreiben, jedoch war es dazu bisher noch nicht gekommen....

Noch immer vermisse ich die Ukraine und all das, was ich mit diesem Land und diesem Jahr verbinde, sehr. Aktuell ist die Ukraine fast täglich in den Medien. Es werden Bilder eingeblendet und ich denke ständig an meine Zeit dort zurück. Es war einfach: WUNDERSCHÖN !

Ich habe die Entscheidung nie bereut und freue mich schon jetzt, irgendwann wieder einmal zurück, in mein zweites zu Hause zu fahren….




Vor allem der Sommer war überragend. Selten war ich allein, ständig unterwegs. Mal hier, mal dort, Odessa im Sommer ist (für mich) auch einfach traumhaft schön. Aus losen Kontakten wurden im Sommer mitunter Freundschaften, und der Abschied aus der Ukraine, nun ja, dieser bestand für mich aus vielen kleinen Abschieden. Zu erst musste ich meinen Schulkindern Tschüss sagen, und das fiel mir schon sehr schwer. Waren die Kids doch an manchen Tagen mein Sonnenschein, mein Lichtblick…
Es ging auch dort mal bergab, mal bergauf. Aber trotzdem waren sie mir doch alle sehr ans Herz gewachsen, jedes Kind auf seine ganz eigene Art und Weise.
Aber auch der Abschied von meinen Freunden und meiner Babushka fiel mir sehr schwer. Versuchte ich auch den Gedanken an den Abschied immer soweit wie möglich weg zu schieben, war dann doch irgendwann, am 20.8., der letzte Tag gekommen, der Tag an dem ich mein so lieb gewonnenes Odessa verlassen musste.
In der ersten Zeit in der Ukraine wurde mir einmal gesagt, dass es bei einem Abschied meistens nur 2 Möglichkeiten gibt – entweder man weint vor Freude oder man weint, weil man realisieren muss, dass man nun etwas Liebgewonnenes hinter sich lassen muss. In meinem Fall hat es sich als Wahrheit  herausgestellt.







Wie auch mein Jahr immer aus Höhen und Tiefen bestand, war und ist die Ukraine für mich vor allem zu einem Land voller Gegensätze geworden. Neben dem Leben in einer Millionenstadt wie Odessa hatte ich auch die Möglichkeit in das Leben auf dem Land, abgeschieden von jeglicher Zivilisation, hineinzublicken. Auf der Straße konnte ich die neusten Smartphones sehen, aber an vielen anderen Stellen wurde scheinbar gespart. Neben einem uralten, wahrscheinlich 10 mal wieder aufgebauten, Lada parkte manchmal der neuste Mercedes, am Ende der grauen Betonwüsten der Hochhäuser konnte man in unendliche Weiten von unbewohntem Land schauen. Viele wunderschöne Fassaden schmückten die Innenstadt von Odessa, blickte man jedoch in den Hinterhof, so glaubte man manchmal in einer anderen  Welt zu sein. Doch in genau dieser Welt von Gegensätzen habe ich mich Tag für Tag mehr zu Hause gefühlt...






Es sind die vielen Kleinigkeigten, die meine Zeit dort geprägt haben und die ich nie wieder vergessen möchte. An viele Dinge musste ich mich zu Anfang erst gewöhnen, wie an meine Arbeit, die Sprache, die Mentalität.  Aber letzten Endes fiel mir auch die Rückkehr nach Deutschland nicht so einfach. Plötzlich wurde wieder erwartet, einen Plan zu haben und stets pünktlich zu kommen…. Aber so ist das nun mal…
Jetzt am Ende möchte ich es aber nicht versäumen, noch einmal allen zu danken, die mich während meiner Zeit in der Ukraine unterstützt haben und/oder aus dem
Jahr ein großartiges Erlebnis gemacht haben. 

Ich werde die Zeit nie vergessen….


Samstag, 18. Mai 2013

Ach Odessa :)

Mitte Mai und das Wetter ist wie im Sommer. Die Stadt blüht und überall ist etwas los. 
Heute, als ich die Flaniermeile von Odessa entlang gegangen bin, wurde mal wieder auf der Bühne das schöne Odessa-Lied gespielt und dazu wurde dann auch getanzt.

Hier das Video, ich finde, es gibt einen kleinen Einblick =) aber Achtung - Ohrwurm =)

Montag, 29. April 2013

Kuriositäten des Alltags


Kuriositäten des Alltags

Deutschland - Ukraine


  •         Wenn man eine Straße entlang geht und jeder 3. Laden eine Apotheke ist
  •         Wenn das Leitungswasser an manchen Tagen wie im Schwimmbad riecht
  •         Wenn der „Bus“ aufs Winken hin 3 Meter neben einem hält
  •         Wenn einem als Frau der Vortritt auf freie Plätze gelassen wird
  •         Wenn im Bus alten Menschen und Kindern schon vor dem Betreten des Busses Plätze im Bus organisiert werden
  •         Wenn alle um einen mindestens 2 Handys zu haben scheinen (Kinder, Erwachsene, ältere Menschen… !!!)
  •         Wenn frei rumlaufende Katzen und Hunde zum Stadtbild gehören
  •         Wenn Fahrradfahrer so selten zu sein scheinen, wie in Deutschland vielleicht Oldtimer
  •         Wenn man sich bei vielen Autos fragt, wie um alles in der Welt, diese überhaupt noch fahren können?
  •         Wenn der gute alte Lada DAS Auto schlecht hin auf den Straßen ist
  •         Wenn man komisch angeguckt wird, oder der Fahrer es gar als Beleidigung auffasst,   wenn man sich im Auto anschnallen will (in manchen Autos sind die Anschnallgurte auch ganz entfernt worden)
  •          Wenn man mit Englisch auf einmal nicht mehr allzu weit kommt
  •          Wenn Deutschland in den Gesprächen plötzlich als billig und Paradies bezeichnet wird
  •          Wenn manche Bars punkt 0 Uhr schließen
  •          Wenn viele Produktis (kleine Supermärkte) 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag offen haben
  •          Wenn guter Wodka nur 3 Euro kostet
  •          Wenn man Zigaretten für umgerechnet 1-2 Euro bekommt
  •          Wenn ein Taxifahrer für eine Strecke von ca. 7 km zwischen 5 und 25 Euro haben will
  •          Wenn Nachtzüge zum billigen Reisemittel werden und man somit 750 Kilometer durchs    Land für 11 Euro zurücklegen kann
  •         Wenn selbst westliche Produkte eine russische, ukrainische, rumänische, polnische, …. Übersetzungen/Beschreibung haben, aber keine englische oder gar deutsche
  •         Wenn sich das normale Kaffeesortiment auf Jacobs – und Nescafe – Instant Kaffee beschränkt
  •         Wenn Pelze im Winter scheinbar Dress-Code sind
  •         Wenn man hier durch normale Alltagskleidung (Jeans & Co) manchmal fast auffällt
  •         Wenn viele Frauen scheinbar das Haus nie ohne meterhohe Schuhe verlassen
  •         Wenn das „Erdgeschoss“ 1.Etage heißt
  •         Wenn man keine Bäcker in der Stadt findet. In der Ukraine gibt es 4 oder 5 Großbäckereien die zum Großteil die Backwaren für alle backen.
  •         Wenn Importwaren wie Nutella seeeehr teuer sind
  •         Wenn je nachdem ob man im Westen oder im Osten der Ukraine ist Ukrainisch oder Russisch geredet wird
  •        Wenn man NICHT „Nastarowje“ beim Anstoßen sagt
  •        Wenn die Strohbesen, mit denen die Straßen gefegt werden, keine Besenstiele besitzen
  •         Wenn sich der wahre Zustand eines Hauses oft frühestens im Hinterhof zeigt
  •         Wenn man natürlich keinen Müll trennt
  •         Wenn zwar all möglicher Kram umfunktioniert und wieder verwendet wird, jedoch trotzdem viel Müll rumliegt
  •         Wenn Kabel oft einfach irgendwo rumhängen, Decken nicht wirklich verputzt sind, u.ä.
  •         Wenn manchmal die Gullideckel gar nicht auf die Gullis passen oder gar ganz fehlen
  •         Wenn vielen Menschen zuerst „Rammstein und Gitler kaputt“ (H wird wie G gesprochen)zu Deutschland einfallen
  •         Wenn der Mantel der Frauen oft bei weitem länger als der Rock ist
  •          Schminke, Schminke, Schminke?!
  •          Wenn man komisch anguckt, wenn man in einem Gebäude pfeift (Man sagt, dass das Unglück bringt)
  •         Wenn Männer oft nur Männern die Hand geben und Frauen nur Frauen
  •         Wenn einfach immer Handys klingeln, denn die Ukrainer stellen ihre Handys eigentlich     nie aus. Es gilt als normal wenn es in allen möglichen Lagen klingelt und man rangeht
  •         Wenn der Strom manchmal aufällt
  •         Wenn sich auf den Straßen Schlagloch an Schlagloch reiht
  •         Wenn es selbst beim Billard eine russische Version gibt, bei der alle Kugeln weiß sind



… könnte man merken, dass man in der Ukraine ist…





Samstag, 27. April 2013

Der März in Bildern =)

„Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,

Wollen balde kommen.

Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja Du bist 's!

Dich hab’ ich vernommen! “
Eduard Mörike

So in etwa sah die letzte Zeit bei mir aus. Mit den ersten Sonnenstrahlen hatte man den Eindruck, die ganze Stadt würde aus ihrem langen und grauen Winterschlaf erwachen.
Die Straßen werden geflickt, die Beete bepflanzt, alles wird herausgeputzt und die Stadt erstrahlt nun mehr und mehr in einem neuen Glanz.
Hier ein paar Bilder der ersten frühlinghaften Tage (im März)






am Strand
=)

Hauptsache ist: es fährt noch. der Rest ist egal =)



schönes Auto :)

             

             
               Demo in Odessa

deutscher Optiker






ein typischer Hinterhof


Samstag, 16. März 2013

Achtung, Langfinger



Die Kriminalitätsrate der Ukraine - war mir bewusst
Von Taschendiebstählen - hab ich gehört
Vor Langfingern - wurde ich gewarnt


Und Trotzdem - Zap-Za-Rap:

An einem wunderschönen sonnigen Tag, nach meiner Reise nach L'viv, wurde ich von ihnen nicht verschont. 
Ein wenig ärgerlich war es schon, aber zum Glück habe ich den Langfingern nicht mehr als das Geld für 2 Döner, oder 5 Cheeseburger, 20 Marschrutka-Fahrten (in der es übrigens passiert ist) oder was auch immer, überlassen.

Tja, 1. kommt es anders 2. schneller als man denkt!

Samstag, 2. März 2013

Februar in der Ukraine


Man wie die Zeit vergeht. Kalender umgeblättert – schon März – 6 Monate – ein halbes Jahr -  vorbei.  Unglaublich,  wo ist die Zeit nur geblieben? Auch weitere 28 Tage, die einfach so, im Flug vergangen sind.
Das war er, der Februar – für mich ein Monat mit vielen Höhepunkten.

Anfang des Monates hatte ich mal wieder Besuch aus Deutschland, hier im wunderschönen Odessa. Es ist immer wieder schön, wenn ich anderen Leuten „meine Welt“ hier zeigen kann =) Und gerade dabei stellt man oft erst fest, an was man sich hier alles schon gewöhnt hat oder wie man sich in manchen Dingen schon verändert hat. Die Straßen in der Ukraine, der Verkehr, Marschrutka fahren, die ukrainische Pünktlichkeit, … um mal ein paar wenige Beispiele zu nennen. 

Ein weiterer Höhepunkt war dann das Zwischenseminar, welches in L’viv stattfand. Dazu ging es am 15. Februar mit dem Nachtzug gen Nordwesten… stolze 793 km berechnet mir Google für diese Strecke (nur als kleiner Vergleich: für  Odessa – Dresden werden 1642 km angegeben). Nachtzugfahren – schon lange kein großes Ding mehr. Nachtzugfahren –eines der praktischsten Verkehrsmittel, wie ich inzwischen finde. Am Abend steigt man ein, schläft dann irgendwann ein und kommt am nächsten Morgen am Ziel an. Zwischendurch kann man sich vom Schaffner auch Kaffee und Tee für umgerechnet 40 ct. bringen lassen…  Man könnte die Nachtzüge eigentlich auch mit einem sozialen Netzwerk vergleichen, denn meistens hat man die verschiedensten Menschentypen in einem Wagon, von Geschäftsleuten, über alternative Jugendliche (die in der Ukraine echt selten zu sein scheinen) und Familien bis hin zu Babuschkas und Freiwilligen aus Deutschland die dann schnell mal auf ihre Sprache angesprochen  und gern auch mal zu einem Bierchen oder Karten spielen eingeladen werden.
 
Unsere Fahrt endete aber um eine ziemlich unchristliche Zeit – früh um 6. Gleich stellte sich mir die Frage, wann bin ich das letzte Mal um diese Uhrzeit in den Tag gestartet?
Frühstück
Aber einmal wach, wurde der Tag auch gleich genutzt. Durch ein paar Kontakte fanden wir heraus, dass noch andere Freiwillige genau an diesem Wochenende in L‘viv sind. Nicht lang gezögert haben wir diese dann gleich getroffen und da die anderen nicht zum ersten Mal in der Stadt waren, konnten sie uns gleich ein paar Dinge zeigen.
 Bevor das Seminar also dann am Montag losging hatten wir einen Großteil der Stadt schon gesehen, angefangen von der wunderschönen Alt/Innenstadt bis hin zum Burgberg, den wir am Sonntag bestiegen.



auf dem Burgberg

              

Lviv

L’viv (deutsch: Lemberg, russisch L’vov) kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn es ganz anders als die ukrainischen Städte, die ich bisher gesehen habe, ist. Irgendwie…. So westlich. Man konnte die plötzlich, nur noch so „kleine“ Entfernung zur Heimat förmlich spüren. Die Ansagen im Bahnhof – auch auf Englisch, die Marschrutkas - beschriftet und auf Englisch (!) , die Architektur – so gewohnt. Wie uns schnell erklärt wurde ist Lembergs Innenstadt sehr von der österreichisch-ungarischen Zeit geprägt und wieso die Stadt so international schien blieb uns auch nicht lange fremd. Zum einen wird wohl wirklich die westliche Lage ein Grund dafür sein, zum anderen zählte L’viv ja auch zu den EM-Städten.                               



                    




 Mit L’viv habe ich also auch einen neuen Teil der Ukraine kennengelernt: den Westen. Denn, wer sich ein wenig mit der Ukraine auskennt, der weiß, dass es Unterschiede zwischen der West- und Ostukraine gibt. Um mal einen zu nennen, der nicht zu unterschätzen ist: die Sprache. Einen Kaffee bestellt, der etwas deutschsprechende Kellner bringt ihn, wie gewohnt und ohne nachzudenken antworte ich mit спасибо, und er erklärt: DAS sagt man nur im Osten. Auf Ukrainisch heißt das дякую (Djakuju) .Ach ja, richtig, da war ja was… im Westen spricht man Ukrainisch, im Osten Russisch oder Surschik (ein Mix aus beidem). Eh ich das drin hatte, war die Woche wohl bald vorbei und wieder in Odessa lag mir dann jedes Mal das ukrainische Wort auf der Zunge. Da lernt man schon eine Sprache und stößt im selben Land auf Grenzen…
Apropo Kaffee, Lemberg ist eine berühmte Kaffee- und Schokoladenstadt. Beides scheint mir in der Ukraine eine Besonderheit zu sein. Es gibt zwar Schokolade, aber relativ wenig Marken, Sorten, vordergründig sind hier ja die Konfettis (die aber auch super sind). Auch Kaffee gibt es natürlich, jedoch beschränkt sich das normale Kaffeeangebot zu meist auf Instant Kaffee von Nescafé und Jakobs Krönung. Schon allein für den Kaffeeduft in der Kaffeerösterei und den Schokoladenduft im Handmade Schokoladencafé von L’viv hat sich doch eigentlich die Fahrt gelohnt (:

                                            

Café-mäßig hat L'viv aber auch viel zu bieten.Viele Cafés haben ein Motto, welches sich in allen Dingen wiederspiegelt. In dem Café der Legenden steht beispielsweise jeder Raum für eine Legende der Stadt und oben auf der Dachterasse "schwebt" ein Trabi. Ein Schornsteinfeger hat uns auf eine lustige Art und Weise all diese Legenden erklärt. 

Nicht zu unterschlagen ist aber auch die Oper. Mir galt sie in der Woche vor allem als Orientierungspunkt Nummer 1, denn die Straßen in L’viv sind nicht so schön Schachbrettartig sondern sehr verwinkelt (was ich aber prinzipiell schöner finde). Doch wir sind im Laufe des Seminars sogar dazu gekommen, die Oper von innen zu betrachten, denn wir waren zum Ballett Schwanensee (zu meiner Verwunderung ohne sterbenden Schwan) .



in der Oper


Und  sonst so?

Das Seminar als solches war aber auch sehr schön. Wir waren insgesamt 17 Freiwillige, 6 von der Diakonie, wir 7 vom ICE, 4 vom ASB, die auch schon bei einem Seminar in Dresden mit dabei waren, sowie eine Freiwillige von einer anderen Organisation (deren Name mir grad entfallen ist).
Da wir eine tolle Truppe waren, hat der Erfahrungsaustausch viel Spaß gemacht und nun sind noch einige Ziele mehr auf „meiner Karte“, die ich uuuuuunbedingt in den nächsten Monaten bereisen will. Wenn alles gut geht, werde ich nächste Woche erst mal mit einem Besuch in Charkow anfangen.

Ein kleines Highlight des Seminars war der internationale Abend, an dem wir Besuch von einer Klezmer-Gruppe hatten, die richtig tolle Musik gemacht, und wirklich Stimmung in den Raum brachte.


Währrend des Seminars hatten wir u.a. die Aufgabe, ein paar unserer Eindrücke, die wir bisher gesammelt haben, in Worten kreativ zu verpacken. Viel Zeit blieb uns dafür nicht (eine halbe Stunde), aber hier trotzdem das Ergebniss von mir ;)

Neu ?!

Elisa Redel

Mein Anfang hier war etwas schwer –
neu war alles,
und die Heimat fehlte sehr.


Die Tage vergingen
und was sie wohl bringen
konnte mir keiner sagen -
in meinem Kopf nur 1000 Fragen.

Doch schließlich nach nur kurzer Zeit
war die Besserung nicht mehr so weit.
Die Arbeit fing an Spaß zu machen
mit den Kindern habe ich nun viel zu lachen.

Der Alltag stellte sich dann doch bald ein
nach wie vor bin ich sehr froh hier zu sein.
Viele neue Dinge lernte ich bisher hier kennen.
So viel – ich kann sie gar nicht alle nennen.


Die Ukraine – ein so facettenreiches Land -
ich glaub, das liegt wohl auf der Hand.
Die Gastfreundschaft nicht zu vergessen!
Es gibt einfach immer so viel zu essen.


Wie man auf den Fotos sieht, herrschte in Lemberg noch der Winter. Auch das war ein Unterschied zu "meinem" Odessa, denn da war schon seit Anfang Februar kein Schnee mehr. Daher war ich doch froh, als ich dann nach 10 Tagen wieder im frühlingshaften Odessa war =) 

   


Я люблю Одессу =)